Kultur

Zack Snyders Sucker Punch

Szene aus Sucker Punch
Szene aus `Sucker Punch`
Noch während des Abspanns gibt es eine schöne Szene: Der Bösewicht des Films tanzt mit seiner „Ausführungsgehilfin“ und singt eine Varieté-Nummer über die Liebe. Was wollte der Regisseur mit dieser Szene sagen? War doch alles nicht so gemeint? Als der Abspann weiter läuft, fängt das Publikum im nahezu vollbesetzten Saal an zu lachen. Doch es lacht nicht aus Begeisterung oder gar aus Bewunderung, es ist abwertendes Lachen, im Zusammenspiel mit Kopfschütteln. Was ist geschehen? Warner Bros. hat in deutschlandweiten Vorführungen vier Tage vor dem Filmstart der Presse den neuen Film von Zack Snyder gezeigt. „Sucker Punch“ heißt er. Kurz zusammengefasst, ist diese krude Fantasy-Action-Mixtur die Geschichte der stets sehr knapp berockten Babydoll (Emily Browning), die in einer geschlossenen psychiatrischen Anstalt Auswege aus ihrem Gefängnis erträumt. In ihren Träumen heckt sie zusammen mit den Insassinnen (auch sehr knapp bekleidet) einen Plan aus, wie sie sich aus den Fängen des bösartigen Aufsehers Blue befreien können.

Abgesehen von der wieder einmal beeindruckenden visuellen Umsetzung (der Regisseur hatte zuvor die Comics bzw. Graphic Novels „300“ und „Watchmen“ in sehenswerte Bilder gekleidet) ist Snyders neuester Streich, zu dem er selbst das Drehbuch lieferte, nicht mehr als die Altherrenphantasie eines erst 45-jährigen Filmnerds, der sich kräftig an filmischen Vorbildern wie „Durchgeknallt“ (1999), „Showgirls“ (1995), „Kill Bill I+II“ (2003/2004) und „Inception“ bedient. Der kritischen Filmpresse in Köln hat das nicht geschmeckt. Das Gelächter war noch lange nach dem Abspann nicht verstummt. Dass der Film dennoch ein Kassenschlager wird, daran wird die kurz zuvor informierte Presse sicherlich auch nichts ändern können. Schade ist nur, dass nun auch Warner Bros. Deutschland auf den unbequemen Zug des kurzfristigen Vorab-Screenings für die Presse aufspringt und mit diesem Vorgehen in die bedenkliche Nähe ihres Erfolgsgaranten Til Schweiger rückt, der seine Filme mittlerweile nur noch ausgewählten Journalisten zeigt.