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1.1 Recherchetechniken
Zunächst einige Hinweise zu den gesetzlichen Rahmenbedingungen und Vorgaben. Wie lauten die wichtigen Gesetze für Journalisten? Hier sind sie:
-> Artikel 5GG
-> Das Kunsturhebergesetz (Recht am eigenen Bild, geregelt in Paragraph 22,23)
Interne Regeln der Medien
Redakteure sind „Tendenzträger“ ihrer Arbeitgeber (§ 118 BetrVG), und müssen deren geistig-ideelle Zielsetzungen mittragen.
Beispiele:
Ein Redakteur der ADAC Motorwelt darf sich nicht für flächendeckende Fahrverbote, Tempolimits oder autofreie Innenstädte einsetzen;
Ein Redakteur einer Publikation, die der katholischen Kirche nahesteht, verliert seine Arbeit, wenn er zum Buddhismus konvertiert;
Eine Redakteurin des Greenpeace Magazin sollte besser keinen Nerz tragen und auch im Nebenberuf nicht PR für genverändertes Tierfutter machen.
Praktisch alle Medien nutzen Regelwerke (Autorenleitfäden), in denen formale Aspekte der zu veröffentlichenden Inhalte festgelegt sind:
-> Leseransprache (direkt, indirekt, Du oder Sie…)
-> Wortwahl und Schreibweisen (Verwendung/Vermeidung von Fremdwörtern, Anglizismen, Binnenversalien…)
-> Grundsätzliches zum Stil und zu für die Publikation typischen Elementen
Wie sich die genannten (und weitere) Gesetze in der Praxis auswirken, ist gut zusammengefasst im Artikel von Thomas Schwenke unter (Überblick Presserecht)
Woher kommen die Themen?
– Agenturen (dpa, afp, AP, Bloomberg News, Dow Jones…)
– Pressemeldungen (von Pressesprechern, PR-Managern…)
– Andere Nachrichtenmedien
– Eigene Recherche
– Kalender (Veranstaltungen, Gedenk- u. Feiertage,Messen und Events…)
– aus der Anzeigenabteilung
Die grundlegenden Kriterien für eine Veröffentlichung sind:
-> Neu
-> Wichtig
-> Interessant
Wichtig sind die Nachrichtenwertfaktoren, diese lauten (neben den oben genannten Kriterien):
-> Bedeutung
-> Ausmaß/direkte Folgen
-> Weiterreichende Folgen
-> Interesse
-> Ort des Geschehens/Wichtigkeit für Leser durch geogr. Nähe
-> Prominenz
-> Aktualität
-> Emotionale Aspekte (human interest)
Wann ist ein Thema relevant?
John B. Bogart, Lokalredakteur der New York Sun zwischen 1873 und 1890:
„Wenn ein Hund einen Mann beißt, ist das keine Nachricht, weil es so häufig geschieht. Aber wenn ein Mann einen Hund beißt, ist das eine Nachricht.“
Denken Sie an die acht „W-Fragen“:
– WER?
– WAS?
– WIE?
– WARUM?
– WANN?
– Welche Folgen?
– WO?
– Welche Quelle?
Unsere Recherziele lauten dabei:
– Geschehen rekonstruieren(Ereignisse und Handlungen)
– Trends oder Milieus beschreiben(Offenes Thema)
– Insider-Informationen offenlegen(Geheimer Vorgang)
Die Grundsätze sollte dabei nicht vergessen werden:
-> Bei konflikthaltigen Themen: Hören Sie immer auch die andere Seite!
-> Übernehmen Sie Behauptungen niemals ungeprüft als Tatsachen (Zwei-Quellen-Prinzip)!
-> Sagt der Gesprächspartner „Aber das haben Sie nicht von mir!“, dürfen Sie seine Aussage nur als Grundlage weiterer Recherche verwenden.
-> Nennen Sie dritten gegenüber niemals Ihre Informanten ohne deren Einverständnis!
-> Bei Fachthemen: Befragen Sie Experten!
-> Quellenkontrolle kommt vor Faktenkontrolle!
BITTE NICHT:
-> Scheckbuchrecherche
-> Die „Wallraff-Methode“(Gefahr der Verallgemeinerung individueller Beobachtungen)
-> Heimliche Bildaufnahmen
Auskunftsrechte gelten für:
-> Nach Landespressegesetzen
– Landes- und Kommunalbehörden,
– Parlamente, Gericht,
– Eigenbetriebe in Länder- oder Kommunenhand (Theater, Schwimmbäder…)
– Körperschaften des öffentlichen Rechts
– Privatrechtliche Unternehmen, bei denen der Staat die Anteilsmehrheit hält (Müllabfuhr, Stadtwerke…)
– Nach Informationsfreiheitsgesetz (Nicht in Bayern, Niedersachsen und Sachsen)
– Nach Umweltinformationsgesetz
– Verwaltungsbehörden und Unternehmen(!), die im Umweltschutz tätig sind
– Nach Verbraucherinformationsgesetz
– Verwaltungsbehörden, die für die Überwachung von Lebensmitteln, Futtermitteln, Bedarfsgegenständen… zuständig sind
Eine detaillierte Übersicht über die Auskunftsansprüche finden Sie hier:
Eine etwas farbigere Darstellung hat der Journalist Sebastian Heiser geliefert (als pdf zum Download hier).
Eine Website, über die Sie Auskünfte nach dem Informationsfreiheitsgesetz einfordern können: fragdenstaat.de
Eine detaillierte Übersicht über die vom Wissenschaftlichen Dienst des Bundestags erstellten Gutachten: www.bundestag.de/ausarbeitungen
Eine Übersicht über bislang 48.281 höchstrichterliche Urteile von Bundesverfassungsgericht, Bundesgerichtshof etc: www.rechtsprechung-im-internet.de
Suche in öffentlichne Datenbanken:
– Zensusdatenbank (ergebnisse.zensus2011.de)
– Datenbank des Statistischen Bundesamts Destatis.de
– Govdata.de (Sammlung staatlicher Statistiken und Datenbanken)
Suche nach Gesprächs- und Ansprechpartnern:
– Verbände als Ansprechpartner (Öckl)
– idw/idw-Expertenmakler (idw-online.de/de/expert)
– Die Suchfunktion von XING
Spezialsuchmaschinen für die Medienarbeit können auch sein:
-> Universelle Medien- und Website-Suche: Archive.org
-> Bildsuche: Google Bildsuche, Bing Bildsuche, einschlägige Portale wie Flickr, Instagram…
-> Videosuche: Google Videosuche, Bing Videosuche, Blinkx.com, einschlägige Portale wie YouTube, Vimeo…
-> Videoarchiv – Associated Press -> youtube.com/channel/UCHTK-2W11Vh1V4uwofOfR4w
-> Video-Newsrealarchive British Movietone -> youtube.com/channel/UCHq777_waKMJw6SZdABmyaA
-> Audiosuche: findsounds.com, SoundCloud.com …
-> Statistiken/Infografiken: de.statista.com (Registrierung erforderlich)
-> Google Maps
-> Fakten: Wikipedia, WolframAlpha.com
-> Filme: rottentomatoes.com, imdb.com
-> Freie Textquellen: wikisource.org, www.gutenberg.org
Nicht zu vergessen – die journalistischen Selbstbedienungsläden: Die Presseportale
Sie werden genutzt von:
– Unternehmen
– Interessenverbänden
– Weltanschaulichen Gruppen
– Politischen Parteien
Mit dem Ziel: „Mediale Aufmerksamkeit“
Sie dienen den Medien als:
– Anknüpfungspunkt für eigene Recherchen
– Zur Erweiterung der Informationen zu einem Thema oder
– als Nachrichtenquellen
-> Pressportal, News aktuell etc….
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