, 1987) von Joyce Carol Oates schon sehr gefallen haben. In diesem geht es um eine junge Frau, die in die Falle eines Zwillingsbrüderpaares tappt. Kein unbekannter Stoff in der Filmhistorie. Doch Ozon muss diese Geschichte so sehr angefixt haben, dass er eine Ausnahme von seiner Regel macht: Erzähle immer eine Geschichte, die es so in der Form noch nicht gegegeben hat.
Nein, die Anleihen an David Cronenbergs „Die Unzertrennlichen“ (1988) und Brian de Palmas Spiegel-Spielereien in „Mein Bruder Kain“ (1992) sind in „L´amant double“, wie der Film im Original heißt, unverkennbar. Verwunderlich, dass Ozon nur ein Jahr nach seinem wunderbaren s/w-Drama „Frantz“ einen Verwechslungs-Thriller im Stile von Cronenberg und De Palma inszenierte, obwohl sein Ouvre immer wieder zu erkennen gibt, dass die Einzigartigkeit seiner Filme ein hohes Gut bei ihm ist. Ob es an seiner schönen Hauptdarstellerin Marine Vacth liegt, mit der er bereits in „Jung & Schön“ zusammenarbeitete?
Nach einigen Sitzungen geht es Chloé besser. Sie beginnt, mit dem schüchternen Therapeuten zu flirten. Als auch Paul Gefühle für seine Patientin entwickelt, ist er professionell genug, die Behandlung abzubrechen. In der nächsten Einstellung wird erkennbar, dass aus dem ungleichen Paar ein Liebespaar geworden ist, inklusive gemeinsamer Wohnung. Alles ist bester Ordnung, könnte man meinen. Doch nicht nur die Musik von Ozons-Stamm-Komponisten Philippe Rombi sendet andere Signale. Auch Chloé findet durch einen Zufall heraus, dass ihr Paul etwas verschweigt. Zum Beispiel seinen Zwillingsbruder, den sie zufällig auf der Straße gesehen hatte. Chloé wird nach und nach misstrauischer, sie macht den Zwillingsbruder, der ihrem Paul bis auf die Frisur ähnelt und zudem auch Therapeut ist, ausfindig.
Und mehr noch: Chloé begibt sich bei dem erfolgreichen Therapeuten Louis Delord in Behandlung. Dieser trägt jedoch nicht nur einen anderen Nachnamen, sondern ist zudem das diametrale Gegenstück zu seinem Zwillingsbruder Paul: arrogant, selbstgefällig, zynisch und besitzergreifend. Chloé, zunächst angwidert, kann der herrischen Art ihres neuen Therapeuten kaum widerstehen. Sie beginnt eine Affäre mit ihm, die sich sehr schnell als sehr gefährlich entpuppt.
Welches Spiel wird hier gespielt? Sind Paul und Louis zwei verschiedene Personen? Oder sind es gar Chloés Spiegelungen von ein und derselben Person? Wie sehr hat ihr erotisches Verlangen mit diesen Spiegelungen zu tun? Formal kommt Ozon diesem Spiel mit dem Zuschauer / der Zuschauerin mit zahlreichen Splitscreens, Montageeffekten und .. na klar, Spiegelungen entgegen. Ozons (neuer) Kameramann Manuel Dacosse („Axolotl Overkill“) scheint sehr damit beschäftigt gewesen zu sein, seine Kamera in den unzähligen, verspiegelten Räumen zu verstecken/verhüllen, wie seine Hauptdarstellerin damit beschäftigt war, ihre Offenheit zur Schau zu stellen.
Beides ist nicht neu. Und auch Ozon kann mit seinen unzähligen Kameraspielereien, Story-Twists und der Offenherzigkeit seiner Darsteller dem angestaubten „Erotik-Thriller“ keine neuen Impulse verleihen. Und obwohl in der Gegenwart verortet, fühlt sich „Der andere Liebhaber“ zudem wie ein Film aus den 90er Jahren an. Aber bis zur erwartbar wenig eruptiven Auflösung hat man sich als Zuschauer/in über 100 Minuten so sehr in das Spiel von Doppeldeutungen und Spiegelungen hineinziehen lassen, dass man Ozon die zahlreichen De Palma und Cronenberg-Verweise gerne verzeiht. Nach seinem vergleichsweise stringent erzählten Vorgänger „Frantz“ eine schöne, spielerische Ablenkung.