Allgemein

Ein Rekordsprung als Social-Media-Event

Wenn am heutigen Montag, nur ein Tag nach dem Rekordsprung von Felix Baumgartner aus 39 Kilomentern Höhe, auf den Pausenhöfen und in den Cafeterien über das gestrige Event gesprochen wird, werden viele nicht wissen worum es geht. Denn es soll angeblich (vor allem in Deutschland) noch einige wenige Menschen geben, die sich der sozial medialen Vernetzung komplett entziehen. Dabei hat der österreichische Getränkehersteller aus Salzburg, der den vierfachen Rekordversuch des Landsmannes unterstützte, komplett auf die Verbreitung via Social Media gesetzt. Das heißt, keine Exklusivverträge mit Fernsehstationen oder Verlagen. Keine Vermarktung auf den „herkömmlichen“ Wegen der PR. War das ein Fehler? – Ganz klar: Nein! Das war sogar sehr clever.

Die umfangreich (medial) geplante Aktion hat gezeigt, dass die Produktion eines eigenen Contents noch immer die beste und effektivste Methode ist, Aufmerksamkeit in eigener Sache zu erzeugen. Beispielsweise veröffentlichte der Hauptsponsor direkt nach der Landung ein Photo des tollkühnen Extremsportlers auf Facebook. Natürlich auf der für das Event installierten Fanseite. In weniger als 40 Minuten wurde das Photo mehr als 29.000 Mal geteilt, es erhielt 216.000 „Gefällt mir“ und über 10.000 Kommentare. Bis heute (Stand Montag 12:00 Uhr) hat die Seite mehr als 675.000 „Fans“ und weitere 278.000 sprechen darüber. Social Media Marketing and Corporate Communction at it´s best!

Ad Nystrom, Social Media Red Bull Stratos Mission Control Center
Ad Nystrom, Red Bull Social Media: „My social media mission control is blowing up“.

Jede selbstorganisierte Aktion, sei es auch nur ein lustiges Video, sorgen für eine nachhaltige Steigerung der Unternehmens-Wahrnehmung. Die Werbereichweite und mediale Aufmerksamkeit, die der Getränke-Konzern aus Österreich für diese Unterstützung des angeblich 20 Millionen Euro teuren Extremfluges bekam, dürfte mehr als das zehnfache wert sein. Auf vielen weiteren verschiedenen Social Media-Netzwerken wurde der vierfache Rekordversuch live mitverfolgt und vor allem mitdiskutiert. So berichtet beispielsweise YouTube in seinem Firmenblog, dass der Live-Stream des Sprungs einen neuen Rekord auf Googles Video-Plattform aufstellte. In der Spitze sahen über acht Millionen Nutzer dem insgesamt fast zweieinhalb-stündigen Spektakel gespannt zu.

Ich selbst habe von dem Rekordversuch, natürlich, auf Twitter erfahren. Vor vier Wochen. Ich habe die Tweets der verantwortlichen Personen abonniert (Bsp Ad Nystrom) und wusste von den vorherigen Versuchen und von den Schwierigkeiten, die damit verbunden waren. Parallel zum Live-Stream auf Youtube habe ich dann am Abend den Sprung auf dem Smartphone, dem so genannten „2. Screen“ kommentiert. Zusammen mit vielen tausenden anderen „Twitterern“ auch. Durch die rasend schnelle Verbreitung schaffte es der Hashtag „Stratos“, so hieß die Mission, sofort auf Platz 1 der weltweiten Trendcharts auf Twitter. Und das mit großem Abstand. Mehr als andere Quellen geben die „Trending Topics“ heutzutage darüber Aufschluss, was weltweit in den Medien diskutiert wird. Die Trending Topics sind nicht nur durch diesen Beleg meines Erachstens übrigens ein Muss für jeden Chefredakteur.

Natürlich kann nicht jedes Unternehmen einen waghalsigen Extremsportler an den Rand des Weltraums schicken. Auch wird nicht jedes Jahr ein Mann oder eine Frau auf die Idee kommen, aus einer Höhe von 37 Kilometern aus einer Kapsel zu springen. Doch auch kleinere Firmen können mit wenigen, geschickt eingesetzten Mitteln und vor allem mit eigenem Content für eine nachhaltige Steigerung der Unternehmens-Wahrnehmung sorgen. So hat beispielsweise der Online-Streaming-Kanal und Fernsehsender ServusTV ganz geschickt auf eine multimediale Berichterstattung sowie – Begleitung dieses Events gesetzt. Mit Erfolg. Rekordeinschaltquoten und Steigerung der Bekanntheit. Sollten mich meine Enkel in 40 Jahren fragen, wo ich den Sprung von Baumgartner aus seinem Helium-Ballon gesehen habe, dann bleibt mir zum Glück diese Antwort erspart: „Baumgartner? – Darüber habe ich zwei Tage später in der Zeitung gelesen.“

2 Gedanken zu „Ein Rekordsprung als Social-Media-Event

  1. Hallo Franzsepp, das sehe ich etwas anders. Die weltweit mediale Aufmerksamkeit hat den Getränkehersteller „nur“ 20 Mio. Euro gekostet. Mehrere Millionen TV-Zuschauer (Discovery Channel in den USA, bei N-TV in Deutschland, ServusTV im Netz, sowie 8 Mio. Videoabrufe bei Youtube, dazu mehrere hunderttausend Zugriffe auf den dafür eingerichteten Homepages (redbullstratos.com) und mittlerweile über 728.000 FB-Fans sind ein Vielfaches mehr, was ich sonst mit ähnlich kostspieligen Werbeaktionen nur sehr mühsam erreiche. Ich bin aber auch gespannt, wie sich die Zahlen bei Red Bull entwickeln. Sicherlich wird es noch das ein oder andere Produkt oder die ein oder andere Party zu diesem Erfolg geben.

Kommentare sind geschlossen.