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Ägypten im Dezember

IMG_5997Am Ende eines Jahres das Weite suchen? Wenn der Bekannten-, Kollegen-, Freundes- und/oder Familienkreis in die Jahresend-Planung geht? Sprich, die Festtage vorbereitet, sich abends auf einen Glühwein trifft und/oder sich auf die kommenden Weihnachtsfeierlichkeiten freut? Undenkbar.  Eigentlich. Aber wer oder was ist schon „eigentlich“? Ich habe es dennoch getan. Und war weg. Fünfzehn Tage lang. Nach diversen privaten Veränderungen brauchte ich eine Auszeit. Eine dringend verordnete Auszeit. Als Wassersportler sollte es ans Meer gehen, natürlich mit Sonnengarantie. Zu erschwinglichen Preisen. Thailand, Kanaren, Südafrika? Zu teuer. Zu weit weg. Die Lösung? Ägypten. Rotes Meer. An dieser Stelle mein kleiner Erlebnisbericht.

Flug ab Düsseldorf mit Condor nach Hurghada. Gebucht über cheaptickets.de (in holländischer Hand). So viel zu meinen Entscheidungen. Wer zwei bis vier Tage vor und nach seinem Wunschzeitraum flexibel (bei Hin- und Rückflugtermin) ist, der kann eine ganze Menge Geld sparen. Denn wer nicht unbedingt von Samstag bis Samstag reisen muss/möchte/will, für den sind Ersparnisse allein beim Flug bis zu 30 Prozent drin. Und wer zudem entspannt(er) reisen will, der investiert ein paar Euro mehr und reserviert einen Sitzplatz. Es lohnt sich!

Auch eine Ankunftszeit VOR Sonnenuntergang ist immer sinnvoll, denn in 4.000 Kilometer Entfernung ist man(n) auch froh, wenn der Tag im Dezember irgendwann schnell vorbei ist. Stichwort: Nebensaison. (P.S.: In Ägypten ist es im Dezember um 17 Uhr dunkel.) Nach zahlreichen, gut organisierten Reisen vor und während meines Studiums (u.a. Australien, Brasilien, USA) empfing mich der Nahe Osten sprichwörtlich wie die Jungfrau das Kind: unbefleckt. Ich hatte zuvor weder in Reiseführern gewälzt noch Freunde oder Bekannte befragt (wer befragt schon in der Vorweihnachtszeit seine Freunde: „Du, ich fliege nächste Woche nach Ägypten, kannst Du…“). Lediglich ein paar Foreneinträge auf Surf-Seiten gaben mir die wichtigsten Dinge mit auf den Weg:

Punkt 1: Reisepass und Visum. Eine Reise in den Nahen Osten ohne Reisepass ist nicht möglich. Und die Beantragung eines Reisepasses in deutschen Einwohnermeldeämtern dauert. Also, am besten mindestens drei Wochen vor Reiseantritt einen Reisepass besorgen! Mitzubringen sind der alte Pass bzw. der Personalausweis und ein Biometrie-geeignetes Passbild. Die Kosten für einen neuen Pass liegen je nach Alter bei 37,50 Euro (bis 24 Jahre) oder 59,00 Euro. Ein Reisepass im Expressverfahren (mind. drei Tage) kostet zusätzlich zu den 59 Euro noch einmal 32 Euro. Vor Ort in Ägypten wird ein Visum benötigt, Kostenpunkt 25 Euro, das in den Reisepass eingeklebt wird. Ein Service, den gerne zahlreiche Ägypter vor Ort erledigen. Wer allerdings den Stress am Ankunftsflughafen vermeiden will, der bestellt sein Visum beim Reiseveranstalter oder bei der Hotelreservierung im Vorfeld.

IMG_20141207_085339Punkt 2: Temperaturunterschied. Wer im Dezember aus Deutschland in die Sonne fliegt, der trägt bei Abflug (hoffentlich) MEHR als ein Strand-Outfit. Und wer im Dezember nach Ägypten fliegt, der trägt vor Ort (hoffentlich) WENIGER als einen Ski-Overall. In Ägypten liegen die Durchschnittstemperaturen im Dezember tagsüber zwischen 20 bis 24 Grad. In Deutschland liegen sie bekanntlich deutlich darunter. Hier empfiehlt sich der bekannte „Zwiebel-Look“, sprich mehrere Schichten, denen man sich nach und nach entledigen kann. Aus diesem Grund ist ein wenig „Extra-Platz“ im Handgepäck sehr sinnvoll.

Punkt 3: Fliegen, Mücken, Insekten. Wohl nur versierte Flugmeilensammler, Tropen-Experten und/oder Hochleistungssportler haben kein Problem damit, wenn innerhalb von fünf (Flug)Stunden die Außentemperatur um mehr als 20 Grad steigt. Ich gehöre zu keiner dieser Gruppen. Sprich, ich hatte ein Problem mit den gestiegenen Außentemperaturen. Meist ist Schwitzen die Folge, worüber sich die lokalen Fliegen, Mücken und Insekten sehr freuen. Eine Freude, die Apotheker vor Ort teilen. Denn zuhauf werden für (horrende) kleine Beträge bekannte Salben und/oder Insektensprays zum Verkauf an gebeutelte Europäer angeboten. Ergo, ein Insektenspray sowie eine Insektensalbe ist (im Vorfeld) eine gute Investition.

Punkt 4: Geld tauschen. Nein, die ägyptische Währung lautet nicht Euro. In Ägypten zahlt man mit dem ägyptischen Pfund. Im Dezember 2014 lag der Wechselkurs etwa bei 1:9. Also 9 ägyptische Pfund bekam man für einen Euro. Der Umtausch vor Ort ist kein Problem. In fast jedem größeren Hotel am Roten Meer steht ein Geldautomat, der nach Eingabe einer EC-Cash, Master- oder Visa-Card, Liquidität vorausgesetzt, Bargeld ausspuckt. Auch nette Geschäftsleute vor Ort tauschen gerne die mitgebrachten Euro in ägyptische Pfundnoten. Und gut beraten sind die, die den genauen Wechselkurs kennen, im besten Fall schriftlich vorlegen können.

Punkt 5: Handeln. Eine genaue Preis-Etikettierung nach europäischen Maßstäben wird der Einzelhandel-erprobte Reisefreund vor Ort nicht vorfinden. Auch in entlegenen Supermärkten puttygen ssh , Apotheken oder Souvenir-Shops sucht man die Preisangaben in den meisten Fällen ohne Erfolg. Wer also meint, dass beispielsweise 200 Pfund für Zahnpasta oder ein einfaches Halstuch zu viel sind, der darf durchaus sein Unverständnis darüber ausdrücken und einen anderen Preis nennen. Auch beim Taxifahrer, Zeitungsverkäufer, Tagestouren-Anbieter, … Denn der Handel gehört zum Alttag im Nahen Osten.

IMG_5990_2Punkt 6: Pizza-Hawaii. So blöd das jetzt klingt, aber wer in Ägypten eine Pizza-Hawaii bestellt, der darf sich zumindest abseits der Fünf-Sterne-Hotels am Golf von Suez nicht wundern, wenn auf der Pizza „nur“ Tomatensauce und Ananas liegen. Ich habe es selbst erlebt: Ein gut situiertes älteres Ehepaar aus Moskau (eine Nationalität, die man nach Aussagen der Hotelbediensteten sehr oft antrifft am Roten Meer im Dezember) beschwerte sich über den fehlenden Schinken auf ihrer Pizza. Was beide anscheinend nicht wussten: Etwa 90 Prozent der Einwohner Ägyptens bekennen sich zum sunnitischen Islam. Das islamische Recht, die Scharia, ist seit 1980 die Hauptquelle der Gesetzgebung. Und Schweinefleisch ist streng verboten! Fleischverzicht: Ideal also (nicht nur) für diejenigen Urlauber, die dringend mal wieder ein paar fleischlose Tage verbringen woll(t)en.

Soweit zu den Tipps vor und nach (m)einer Reise ans Rote Meer. Nicht weiter eingehen möchte ich auf die atemberaubenden Sandwüsten, so weit das Auge reicht, auf die Jahrtausend alten Pyramiden, auf die stets offene, hilfsbereite und zuvorkommende Bevölkerung, auch wenn man nicht mit den Euro-Noten wedelt, auf die glasklaren, knietiefen Küstenstreifen, auf die unzähligen Tauch- und sonstigen Wassersport-Möglichkeiten und nicht zuletzt auf das hervorragend verlässliche und stabile Wetter in Ägypten. Ein Gentleman genießt und schweigt – zu einem wunderbaren Land, das sich jüngst von einem Diktator befreit und eine Revolution erfolgreich organisiert und hinter sich gebracht hat. Ein Land, das nicht nur im Dezember jede Reise wert ist.